3. Sonntag in der Fastenzeit

Tempelreinigung
Meine Gedanken zum Evangelium
Frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Chrius
Schöne Frohbotschaft!
 
Ich weiß nicht, wie es euch ergangen ist, aber für mich klingt diese Evangeliumsstelle auf den ersten Blick wie eine Drohbotschaft.
Dieser Jesus, der als kleines Kind in der Krippe uns Menschen ganz nahe kommt, der uns als Retter, als Heiland verkündet wird, der die Menschen heilen wird,
dieser Jesus, der uns einlädt, auch die andere Backe hinzuhalten, der das Gleichnis vom barmherzigen Vater erzählt,
dieser Jesus, der in der Bergpredigt sagt: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“,
„Selig, die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“, dieser Jesus geht in den Tempel und handelt dort weder friedfertig noch barmherzig.
Nein, er gerät so in Zorn, dass er sich sogar eine Geißel macht und Mensch und Tier aus dem Tempel vertreibt.
Zu dieser Aktion, die allein schon die Menschen ziemlich entsetzt oder verstört haben muss, kommt noch eine weitere, wahrscheinlich viel schlimmere Provokation.
 
Dass Jesus die Menschen seiner Zeit mit seiner Aussage über die Zerstörung des Tempels und den Wiederaufbau in 3 Tagen ordentlich vor den Kopf stößt,
lässt sich leicht nachvollziehen, haben die Juden an ihrem Heiligtum doch 46 Jahre gebaut.

Jesus räumt im Tempel auf, im Tempel, der ein heiliger Ort ist, ein Ort, an dem Gott als besonders nahe erfahren werden kann;
diese Nähe können wir dann erfahren, wenn sie nicht gestört oder zerstört wird, durch das Anhäufen von Gegenständen und Tätigkeiten,die scheinbar wichtiger sind als Gebet und Besinnung.

Jesus Christus ist der Ort, ist der Tempel, in dem der Himmel für uns offen ist.
Wenn Paulus im 1. Korinther-Brief schreibt: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“, wird es notwendig sein,
auch in unserem Inneren, in unserem Lebenshaus einmal aufzuräumen.

Es wird notwendig sein, allen Ballast fortzuwerfen, alles, von dem wir meinen, dass wir es unbedingt noch brauchen.
Das kann dann auch einmal ziemlich schmerzhaft sein und vielleicht zu so einem Chaos führen wie es nach der Aktion Jesu im Tempel ausgesehen haben mag.
Wir sollten uns trennen von dem, was unsere Schränke, aber auch unser Herz und unseren Geist füllt, ohne uns zu erfüllen, sondern uns nur belastet.

Es kann auch nicht schaden, unseren Terminkalender einmal zu durchforsten, nach den Momenten, nach den Zeiten, die uns und unseren Mitmenschen gut tun.
Wir sollten versuchen, das auszumisten, was uns vereinnahmt und niederdrückt, uns vom Wesentlichen fernhält, wenn z.B.: Pfarrgemeinderat oder auch Berufsleben
zum reinen Sitzungsmarathon mit Terminjagd und Aktionismus verkümmert und keine Zeit bleibt für Gebet, Besinnung, Gespräch und ein gemütliches Miteinander.

Und wenn wir, du und ich, dann den Menschen Zeugnis geben können durch unser Leben, so dass Außenstehende sagen werden:„ Seht, wie sie einander lieben!”.
Mit diesen Worten beschreibt der antike Schriftsteller Tertullian den Zusammenhalt der ersten Christen. Die Liebe unter den Gliedern der urchristlichen Gemeinden
und ihre Einmütigkeit in Christus versetzte die Heiden in große Verwunderung, weil sie ein Mehr an Liebe entdeckten, das sie so nicht kannten.

Wenn die Menschen also an unserem Leben merken, dass unsere Nähe zu Gott uns hilft, unser Leben gut zu leben, auch wenn es in unserem Leben nicht immer eitlen Sonnenschein gibt,
dann kann es vielleicht gelingen, dass viele zum Glauben an seinen Namen kommen.

 

Josefa Fischer, Pfarre St. Koloman