4. Sonntag in der Fastenzeit

Ansprache: Aus dem Dunkel ins Licht

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Nikodemus war ein Schriftgelehrter und Mitglied des Hohen Rates, der obersten jüdischen Behörde. Er war eine angesehene Persönlichkeit und bestimmt auch reich.
Aber dieser Mann war mit seinem Leben offensichtlich nicht zufrieden. Er hatte zwar alles, was das Leben damals lebenswert machte, und hätte eigentlich zufrieden sein müssen. Aber er war es nicht.
Er hatte von Jesus gehört. Seine Kollegen im Hohen Rat sprachen nicht gut über Jesus. Sie meinten, dieser Jesus verbreitet Unruhe im Volk. Nikodemus aber hielt sich zurück. Er wollte sich selbst ein Bild machen. Darum suchte er Jesus auf, heimlich bei Nacht. Vielleicht hatte die Nacht noch eine tiefere Bedeutung. Sie war ein Bild für seine innere Situation. Er tappte im Dunkeln. Er suchte Licht für sein Leben. Und er versuchte es bei Jesus.
Daraus entwickelt sich ein intensives Gespräch. Das Evangelium ist nur ein Ausschnitt daraus. Jesus versucht, diesen gebildeten Mann schrittweise in den Glauben an ihn einzuführen. Dabei dreht sich alles um die Kernfrage: Was bringt Sinn, was bringt Licht in mein Leben?
Ist das nicht auch unsere Frage? Diese Frage bedrängt auch heute viele Menschen. Andere verdrängen sie. Sie stürzen sich in die Hektik der Arbeit oder der Freizeit. Sie rennen, um immer wieder Neues zu erleben. Was für ein Sinn liegt in alledem? -
Jesus zeigt dem Nikodemus und er zeigt uns, wie wir zu einem sinnvollen Leben kommen. Die Antwort ist: Er selbst! Wer an ihn glaubt, wer sich auf ein Leben mit ihm einlässt, der findet den Sinn in einem neuen Leben, in einem endgültigen Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Dieses Leben ist ganz auf Zukunft hin ausgelegt.
In der Taufe hat unsere große Zukunft schon begonnen. Ob Nikodemus am Ende des Gespräches verstanden hat, was Jesus sagen wollte? Wir wissen es nicht. Aber er war gewiss auf dem Weg zum Glauben.
Und wir? Ob wir Menschen von heute verstehen, was Jesus gesagt hat? Haben wir eine Antenne, die über den begrenzten Horizont unseres Verstandes hinausreicht? Vielleicht spüren wir, dass, die materiellen Dinge allein nicht den Sinn des Lebens ausmachen können. Aller Fortschritt in Wissenschaft und Technik, alle Steigerung des Wohlstandes allein bringt nicht ein für allemal Licht in unser Leben. So nützlich und notwendig der Fortschritt ist, er kann auch lebensbedrohend sein und zur Vernichtung allen Lebens führen.
Wo aber ist der tiefere Sinn?
Jesus Christus bietet sich an. Er ist der Weg und die Wahrheit, die zu einem sinnvollen Leben führen. Er ist das Licht, das uns den Weg zum Sinn unseres Lebens zeigt. In ihm und durch ihn hat Gott die Voraussetzungen für ein Leben geschaffen, das rundum sinnvoll ist. Er tat es, weil er uns liebt.   Amen

Franz Pollak